Das »Gogärtchen« in der Kampener Whiskymeile hat Legendenstatus. Seit mehr als 60 Jahren stehen dort Gastlichkeit und Genuss im Vordergrund, denn als Margret Gogarten 1951 ihr kleines Café in dem hübschen Reetdachhaus eröffnete, waren das ihre Grundsätze.

Über die Jahre hinweg entwickelte sich Kampen und damit auch das »Gogärtchen« zu einer Institution für Gäste und Insulaner gleichermaßen. Und da etwas Glanz und Glamour auch dazugehört, gaben sich dort zahlreiche Promis die Klinke in die Hand. Die Champagnerbar auf der Terrasse des »Gogärtchen« versprüht noch heute diesen Hang zum Luxus. Im Februar 2019 haben Patrick Schwaiger und Benjamin Zehetmeier dieses besondere Erbe angetreten und das „Gogärtchen“ seither behutsam weiterentwickelt. »Wir sind Gastgeber aus Leidenschaft und bieten unseren Gästen das an, was wir selbst gerne erleben möchten, wenn wir ausgehen«, bringt es Benjamin Zehetmeier auf den Punkt.

Das »Gogärtchen« ist unser Lebensmittelpunkt!

Benjamin Zehetmeier, Inhaber
Familie und Arbeit verschwimmen im »Gogärtchen«

Sein Geschäftspartner Patrick Schwaiger gibt ihm recht. »Man soll sich bei uns wohlfühlen, lecker essen und eine Auszeit vom Alltag genießen«, sagt er. Die beiden Inhaber sind sich aber nicht nur in Sachen »Gogärtchen« einig. Denn gemeinsam mit Benjamin Zehetmeiers Frau Chris ist eine intensive Freundschaft entstanden. »Wir haben am Montag einen Ruhetag eingeführt. Diesen einzigen freien Tag in der Woche verbringen wir fast immer gemeinsam. Wir essen, trinken und lachen zusammen«, plaudert Benjamin Zehetmeier, der vor etwas mehr als sechs Monaten zum ersten Mal Papa geworden ist, aus dem Nähkästchen. Das Gogärtchen ist für uns alle der Lebensmittelpunkt«, schwärmt er.

Diese Leidenschaft für das kultige Reetdachhaus und den Beruf ganz allgemein spiegelt sich auch in der Küche wider. Denn auf den Tisch kommt, was die Gäste lieben. Vom saftigen Burger mit Hauspommes und Trüffelmayo bis hin zur legendären Ochsenbacke mit Briocheschnitte und Portweinschalotten ist alles dabei. »Nach dem langen Lockdown war es zum Start des Take-away eine Wohltat, als dieser Duft nach Schmorfleisch und Rotwein aus der Küche strömte. Da sind uns fast die Tränen gekommen«, gesteht der Vollblutkoch Benjamin Zehetmeier.

Kreatives Duo am Herd

Chef hinterm Herd ist aber Hannes Hampl, der die beiden Geschäftsführer perfekt ergänzt. Gemeinsam tüfteln die Köche an neuen Gerichten, probieren, riechen und bewerten. Denken neu und kreieren auch mal Ungewöhnliches. „Als Hannes auf die Idee mit den Linsen zum Steinbutt kam, war ich erst skeptisch. Das passte in meinem Kopf überhaupt nicht zusammen. Dann haben wir es trotzdem ausprobiert und ich war überzeugt“, erklärt Benjamin Zehetmeier. »In Kombination mit dem Bouillabaisse-Gemüse und der Sauce Rouille entsteht ein Tag in Marseille im Mund. Das war mein Gedanke bei der Entwicklung des Gerichts«, beschreibt Hannes Hampl. Und der Plan geht auf. Das Gericht bringt für das Frühjahr die nötige Leichtigkeit auf den Teller, denn die Belugalinsen sind zwar eine Sättigungsbeilage, doch eine, die nicht schwer im Magen liegt. Hier geht es zum Rezept!

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Nordseesteinbutt auf Linsen und Bouillabaisse-Gemüse mit Sauce Rouille und Champagnerschaum // © Michael Magulski
Hier wird echtes Kochhandwerk gelebt

Dass sich die beiden so intensiv mit den Gerichten auseinandersetzen, ist für Benjamin Zehetmeier und Hannes Hampl eine Selbstverständlichkeit. Vier- bis fünfmal im Jahr wechseln sie die Speisekarte und jeden Tag erweitern drei Extragerichte auf einer Tafel die Klassiker. »Wir leben hier noch echtes Handwerk. Wir bekommen ganze Fische und lösen sie aus, machen das Eis selbst, kochen die Suppen frisch und backen Brot und Kuchen«, erklärt der Inhaber.

Doch bei all dem Positiven gibt es auch Dämpfer, die man einstecken muss. »Ich finde zum Beispiel keine Azubis. Niemand will mehr Koch oder Köchin werden. Schon gar nicht auf der Insel. Und das macht mir Sorgen.« Dabei könnten sich Lernwillige glücklich schätzen, bei Hannes Hampl und Benjamin Zehetmeier in die Ausbildung gehen zu können, denn dort werden auch heute noch die Basics gelehrt. Ohne Fonds keine Suppen und Saucen, ohne Filetier- und Parierkenntnisse keinen Fisch und kein Fleisch. Die Liste ist endlos und macht deutlich, dass im »Gogärtchen« echtes Kochhandwerk wirklich ein Zuhause hat. Mit Liebe und Leidenschaft für den Beruf und für das Gastgeber-Dasein – ganz wie vor 60 Jahren, aber mit dem Blick für die Zukunft.

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Der Sylter Fotograf Michael Magulski hat mit seiner Frau Alessa Pärn eine Medien- und Designagentur auf der Insel gegründet und ist seit Jahren ein verlässlicher Partner für FINESSE. Tolle Foodfotografie und der Blick für den Menschen zeichnen Michael Magulski seit jeher aus. Was er auch mit seinen besonderen Kochportraits immer wieder unter Beweis gestellt hat. Neben dem fotografischen Part kümmert sich die Agentur Dünenwind Media mit ihrem Allround-Service vor allem um die kommunikativen und gestalterischen Belange ihrer Kunden und hält für den Podcast »Zwischen Strandkorb und Meer« regelmäßig einen Plausch mit Menschen von der Insel Sylt. www.duenenwind-media.de