Es ist Mitte April und auf der Insel Sylt stehen die Uhren auf eine merkwürdige Art und Weise still. Die Straßen sind leer. Keine Touristen an den Stränden und in den Orten sind die Bürgersteige hochgeklappt. Dort, wo um Ostern normalerweise kaum ein Zimmer verfügbar ist, an eine Reservierung im Restaurant nicht mehr zu denken ist und die Wanderwege von einer langen Menschenkette durchzogen sind, herrscht Ruhe pur. »Das war eine bizarre, aber zugleich wunderschöne Zeit«, erinnert sich Felix Gabel. Er ist Chefkoch im »KAI3« im »Budersand Hotel – Golf & Spa« auf Sylt und so radikal, wie die Pandemie für den kurzzeitigen Schlussstrich Ende März gesorgt hatte, mit soviel Gewalt wurde der ganze Apparat »Sylt« Mitte Mai auch wieder hochgefahren.

Gute Führung ist alles

Seither sind knapp zwei Monate vergangen und Felix Gabel hat mit seinem Team eine Meisterleistung abgeliefert. Denn in einer Woche Vorbereitungsphase haben sie nicht nur eine neue Karte für das »KAI3« erarbeitet, sondern auch noch ein neues Konzept für die Vinothek, die mittlerweile ein Grillrestaurant ist, aus dem Nichts erschaffen. Mal ganz abgesehen vom allgemeinen Hygienekonzept, das komplette Umstrukturierungen beim Frühstück, beim Personalessen und beim Dinner zur Folge hatte. »Das war eine Mammutaufgabe und besonders viel geschlafen habe ich nicht. Das hat mich kurz mal zehn Jahre in meine Vergangenheit zurück katapultiert. Da war das vollkommen normal. Aber seit ich vor mehr als vier Jahren auf die Insel kam, sollte eigentlich Schluss damit sein. Doch besondere Zeiten, erfordern besonderes Engagement und als Chef muss ich ein Vorbild sein. So finde ich das jedenfalls«, sagt der 32-Jährige, der von seinem Team und allen Kollegen im Haus für seine Führungsqualitäten und sein ausgeglichenes Wesen geschätzt wird.

Großes Glück

Und damit nicht genug, denn als logische Konsequenz für seine Bemühungen und konstante Qualität in vielen Bereichen, wurde Felix Gabel jetzt die Verantwortung für den gesamten Gastronomiebereich im »Budersand« übertragen. »Das ist richtig klasse. Ich war sonst immer unterwegs, habe die Welt entdeckt und ständig neue Erfahrungen gemacht. So kann ich, auch wenn ich an einem Fleck bleibe, neue Aufgaben übernehmen und auf diese Weise meinen Durst nach Neuem stillen«, freut sich der gebürtiger Linzer über das Vertrauen seiner Vorgesetzten. Allerdings ist das nicht der einzige Grund, der ihn auf der Insel hält. Seine Freundin Lisa lernte er hier vor zweieinhalb Jahren kennen und lieben. Sie brachte bereits drei Jungs mit in die Beziehung und gemeinsam erwarten sie jetzt Anfang nächsten Jahres ihr erstes gemeinsames Kind. »Und natürlich wollen wir auch heiraten. Ist schon merkwürdig, dass aus meinem Mund zu hören, weil ich als Weltenbummler nie eine Bindung eingehen konnte. Aber das fühlt sich so richtig an. Scheinbar bin ich einfach endlich angekommen«, sinniert er und lächelt.

Endlich angekommen, nach einer Reise um den halben Globus. Nach seiner Ausbildung zog es ihn nach Australien, Kuba und schließlich nach Kanada. Es folgte die Schweiz, wo er erstmals ganze zwei Jahre blieb, und mit dem klaren Wissen ging, dass die Spitzengastronomie sein Weg zum Glück ist. Es folgten Stationen in New York, San Francisco und Bangkok. Von überall nahm er Techniken, Geschmäcker und Inspirationen mit und vereint sie heute auf Sylt zu einer Gesamtkomposition von Erinnerungen und Erlebnissen. Das ist sein Konzept. Und der Service im »KAI3« vermag es, diesen Spirit an den Gast zu transportieren.

Einzige Regel: Es gibt keine Regeln

So werden auch mal heiße Grills an den Tisch gebracht, auf dem der zarte Oktopusarm sein letztes Finish erhält, oder eine Bialetti, die sicher keinen Espresso beinhaltet, sondern die Komponente eines Waldspaziergangs ist, wenn der Morgentau all die Gerüche von Moos und feuchtem Laub hervorbringt. Kein Gericht schmeckt wie das andere und daher ist die Bezeichnung Nordic Fusion, wie Felix Gabel seine Philosophie umschreibt, absolut passend. Denn die einzige Regel, die wirklich greift, ist: Es gibt keine Regeln. Exzellent schmecken muss es, das ist klar. Doch das tun seine außergewöhnlichen Kreationen einfach immer. »Die meisten kennen diesen letzten Schluck, der in der Schale verbleibt, wenn man sich Cornflakes gemacht hat. Da sind ein paar krümelige Reste drin, die Milch ist wahnsinnig süß und hat einen ganz intensiven Geschmack nach den Cerealien. Daraus soll mal ein Gericht entstehen. Keine Ahnung wann und keine Ahnung wie, aber wir werden es herausfinden und daraus ein irres Dessert formen«, ist sich der werdende Vater sicher und legt den Zettel wieder zwischen die anderen mindestens hundert Zettel, die sein Büro zieren und weitere Erinnerungen und Geschmäcker skizzieren.

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Wenn Felix Gabel seine Arbeitsweise beschreibt, wird klar, dass er voll und ganz in seinem Element ist. Er gerät ins Schwärmen, verliert sich in Details und man hört ihm gerne dabei zu, wenn er eine Geschichte gedanklich zu einem Gericht umformt. »Eigentlich ist das Gericht auch ohne eine Geschichte extrem lecker, aber dann bleiben die eigenen Emotionen auf der Strecke«, verrät er. »Und dann geht ja etwas verloren, was den Genuss noch intensiviert.« Und auch beim Kochen selbst geht es für Felix Gabel nicht ohne Emotionen, weshalb Musik in der Küche nicht fehlen darf. »Aber zum Beispiel kein Klassik. Das höre ich privat manchmal ganz gerne neben Indie Rock, Minimal Techno und Oldies, aber in der Küche geht das gar nicht. Da schlafen mir alle ein«, sagt er und lacht. »Meist läuft es auf taktvolle Musik wie Elektro hin. Schlager sind auch absolut tabu«, stellt er klar und muss erneut lachen, weil er nicht begreifen kann, wie jemand so eine Musik hören kann.

Nach Feierabend gönnt er sich dann mit seinen Mitarbeitern ein Bierchen und fällt todmüde ins Bett. »Die paar Stunden Freizeit verbringe ich entweder damit, Schlaf nachzuholen oder selbstverständlich mit der Family. Leider kommen wir derzeit weniger dazu, bei den Kollegen der Insel essen zu gehen, aber das kommt auch wieder. Ist einfach gerade eine aufregende Zeit, die mich sehr fordert, aber auch weiterbringt und das Team zusammenschweißt. Wir waren vorher schon eine richtig tolle Einheit, aber solche Hürden knüpfen ein noch engeres Band«, gesteht er und freut sich extrem über diesen Umstand. Denn eines ist dem 32-Jährigen noch wichtiger als gutes Essen: Dass die Menschen, die mit ihm arbeiten, gerne im Budersand sind und auch anderen das Gefühl geben, immer willkommen zu sein. Gastfreundschaft nicht nur dem Gast gegenüber strahlt Felix Gabel mit jeder Faser aus. Sicherlich ein hilfreiches und wunderschönes Andenken von seinen zahlreichen Reisen, aus dessen Erinnerungen er für das »KAI3« hoffentlich noch viele Jahre so wundervolle Gerichte kreieren wird.


ÜBER DAS »BUDERSAND HOTEL – GOLF & SPA«

Das imposante Gebäude am Fuße der Insel in Hörnum ist echter Hingucker direkt am Wasser. Die moderne Innenarchitektur zeichnet sich durch sportlich elegantes Design, mit behutsamer Dosierung von edlen und exklusiven Naturmaterialien aus. Dabei gilt das Motto »Weniger ist mehr« – eine Reduzierung auf das Wesentliche, statt optischer Reizüberflutung. Die Großzügigkeit der öffentlichen Bereiche verleiht dem Haus zudem eine gelöste und sehr private Atmosphäre. Direkt am Meer erbaut, fügen sich vier, über Brücken verbundene, ruhevolle Häuser behutsam in die raue Sylter Natur ein. Über große Lichthöfe wird eine Verbindung zum Leben des Foyers, des Restaurants und des luxuriösen Spa-Bereichs geschaffen.

Dahinter erstreckt sich der 18-Loch Links Course des GC Budersand Sylt, der geprägt ist von der kargen Sylter Dünenlandschaft und den üppigen Heideflächen, die sich mit wogendem Strandhafer abwechseln.

© Fotos: Budersand Hotel – Golf & Spa – Sylt